Geschichte

Um 1680: Hörvelsingen ist ein kleines Albdorf, das zur freien Reichsstadt Ulm gehört.

Jakob Stammler, Land- und Gastwirt, erhält 1681 gegen Kaution von 30 Gulden das „Braurecht“, um in der hauseigenen Brauerei Weißbier für die Pflugwirtschaft zu brauen. 1752 übergibt Hans Stammler das Anwesen seinem Schwiegersohn Balthasar Schleicher. Die Familie Stammler war 71 Jahre auf dem „Pflug“ und die Familie Schleicher weitere 98 Jahre. Im Jahr 1849 geht der „Pflug“, bisher als Lehensgut betrieben, in das Eigentum der Familie Schleicher über. Der Ablösebetrag beziffert sich auf 1.425 Gulden.

Im Jahr 1850 verkauft Martin Schleicher das von ihm erworbene Lehensgut mit dem gesamten Inventar zum stolzen Preis von 29.500 Gulden an Michael Unseld, der nur zwölf Jahre später das Anwesen an Martin Gnann, Bauer und Gemeindepfleger aus Hörvelsingen, veräußert.

Brauereihof mit Eisgerüst (o. r.) zur Eisherstellung für die Kühlung des Bieres

1864 baut der tatkräftige Martin Gnann den Bierlagerkeller beim Gonzenstein in Richtung Albeck aus, wobei nachfolgend Wohnhaus, Gastwirtschaft und Saal modernisiert werden. Nun wird neben dem obergärigen Weißbier auch untergäriges Braunbier gesotten, was erst nach dem Bau des neuen Eiskellers möglich wird.

Hopfengarten heute

Um der gestiegenen Biernachfrage gerecht zu werden, wird der Lagerkeller an der Beimerstetter Straße erbaut, während gleichzeitig auf den eigenen Malz-Tennen und der neuen Darre, das für den Brauprozeß erforderliche Malz, hergestellt wird. Selbst der Hopfen wird in der damaligen Zeit im eigenen Hopfengarten angebaut und geerntet. Geliefert wird das “Pflug-Bier“ mit dem Pferdegespann zu Kunden nach Bernstadt, Holzkirch, Weidenstetten, Altheim, Langenau und Ulm.

1893 übernimmt der älteste Sohn von Martin Gnann, Georg Gnann, Braumeister und Landwirt, den elterlichen Betrieb, nachdem er seine Ausbildung an der fernen Wormser Brauerschule erfolgreich abgeschlossen hat.

Ansicht von 1893

Sudhaus, Mälzerei und Wasserversorgung werden erneuert, damit fortan helles Bier gebraut werden kann. Elektrizität gibt es in Hörvelsingen noch nicht, weshalb ein Benzinmotor die zahlreichen Maschinen mit Antriebsenergie versorgt. Der zu frühe Tod des 50-jährigen Braumeisters zwingt die Witwe Barbara Gnann (geb. Bosch) den Betrieb weiterzuführen, bis der Sohn Georg Gnann das Geschäft fortsetzt und die während des 1. Weltkrieges und der Inflation eingestellte Bierproduktion 1924 wieder aufnimmt.

Die rechtliche Übergabe erfolgt 1931, als Georg Gnann und Katharina Gnann (geb. Unseld) heiraten. Erneut geht es darum, durch Baumaßnahmen den Betrieb zu erweitern und zu modernisieren. Besonders hervorzuheben ist, dass von 1939 bis 1948 die Bierherstellung ununterbrochen fortgesetzt wird, obwohl es schwer fällt, mit dem wenigen Malz und Hopfen noch ein gutes Bier zu brauen.

Im Jahr 1967 übernimmt die nachfolgende Generation den Betrieb. Fritz Gnann und seine Frau Marie Gnann (geb. Scheiffele) leiten nun die Pflugbrauerei mit Landwirtschaft und kleinem Wirtshaus. Erneut geht es darum, den Betrieb den Erfordernissen der Zeit anzupassen: Sudhaus, Flaschenkeller, Mälzerei und Fuhrpark werden erneuert. Die Kinder von Fritz und Marie Gnann steigen nach und nach in den Familienbetrieb ein: Die Söhne Fritz und Jörg sind Braumeister aus Leidenschaft und die Töchter Hedwig und Heidi bauen die Gaststätte, den Biergarten und den Saal durch neue Konzepte aus. Im Jahr 2016 steigt eine neue Generation durch Georg Walcher (Sohn von Hedwig) in das Familienunternehmen ein. Die Renovierung der Brauereifassade und des Brauereidaches stellen sich als wichtige Erfordernisse dar. Im gleichen Zuge wird eine Photovoltaikanlage auf dem Brauereidach montiert, die fortan die Stromversorgung der Kühlanlagen unterstützt.

Die Pflugbrauerei glänzt in frischer Fassade